Speaking In Tongues

Guenter Grass





Im Ei

Wir leben im Ei.
Die Innenseite der Schale
haben wir mit unanstaendigen Zeichnungen
und den Vornamen unserer Feinde bekritzelt.
Wir werden gebruetet.


Wer uns auch bruetet,
unseren Bleistift bruetet er mit.
Ausgeschluepft eines Tages,
werden wir uns sofort
ein Bildnis des Bruetenden machen.


Wir nehmen an, dass wir gebruetet werden.
Wir stellen uns ein gutmuetiges Gefluegel vor
und schreiben Schulaufsaetze
ueber Farbe und Rasse
der uns bruetenden Henne.


Wann schluepfen wir aus?
Unsere Propheten im Ei
streiten sich fuer mittelmaessige Bezahlung
ueber die Dauer der Brutzeit.
Sie nehmen einen Tag X an.


Aus Langeweile und echtem Beduerfnis
haben wir Brutkaesten erfunden.
Wir sorgen uns sehr um unseren Nachwuchs im Ei.
Gerne wuerden wir jener, die ueber uns wacht
unser Patent empfehlen.


Wir aber haben ein Dach ueberm Kopf.
Senile Kueken,
Embryos mit Sprachkenntnissen
reden den ganzen Tag
und besprechen noch ihre Traeume.


Und wenn wir nun nicht gebruetet werden?
Wenn diese Schale niemals ein Loch bekommt?
Wenn unser Horizont nur der Horizont
unserer Kritzeleien ist und auch bleiben wird?
Wir hoffen, dass wir gebruetet werden.


Wenn wir auch nur noch vom Brueten reden,
bleibt doch zu befuerchten, dass jemand,
ausserhalb unserer Schale, Hunger verspuert,
uns in die Pfanne haut und mit Salz bestreut. --
Was machen wir dann, ihr Brueder im Ei?



,
.
.


, ,
.
.


, .
.


?
-
.
.


.
.
, ,
.


.
,
-
,
.


?
?
?
, .


,
, -
, ,
, . --
, ?


Pan Kiehot

Ich sag es immer, Polen sind begabt.
Sind zu begabt, wozu begabt,
begabt mit Haenden, kuessen mit dem Mund,
begabt auch darin: Schwermut, Kavallerie;
kam Don Quichotte, ein hochbegabter Pole,
der stand bei Kutno auf dem Huegel,
hielt hinter sich das Abendrot
und senkte die weissrotbegabte Lanze
und ritt den unbegabten Tieren,
die auf Motore angewiesen,
direkt ins Feldgrau, in die Flanke...


Da brach begabt, da kuessten unbegabt
-- ich weiss nicht, war'n es Schafe Muehlen Panzer --,
die kuessten Pan Kiehot die Haende,
der schaemte sich, erroetete begabt;
mir faellt kein Wort ein - Polen sind begabt.




: .
, ,
, , :
.
, ,
.
,
-- -
,
,
.


,
( , )
,
.
: .


Racine laesst sein Wappen aendern



Ein heraldischer Schwan
und eine heraldische Ratte
bilden - oben der Schwan,
darunter die Ratte -
das Wappen des Herrn Racine.


Oft sinnt Racine
ueber dem Wappen und laechelt,
als wuesste er Antwort,
wenn Freunde nach seinem Schwan fragen,
aber die Ratte meinen.


Es steht Racine
einem Teich daneben
und ist auf Verse aus,
die er kuehl und gemessen
mittels Mondlicht und Wasserspiegel verfertigen kann.


Schwaene schlafen
dort, wo es seicht ist,
und Racine begreift jenen Teil seines Wappens,
welcher weiss ist
und der Schoenheit als Kopfkissen dient.


Es schlaeft aber die Ratte nicht,
ist eine Wasserratte
und nagt, wie Wasserratten es tun,
von unten mit Zaehnen
den schlafenden Schwan an.


Auf schreit der Schwan,
das Wasser reisst,
Mondlicht verarmt und Racine beschliesst,
nach Hause zu gehen,
sein Wappen zu aendern.


Fort streicht er die heraldische Ratte.
Die aber hoert nicht auf, seinem Wappen zu fehlen.
Weiss stumm und rattenlos
wird der Schwan seinen Einsatz verschlafen --
Racine entsagt dem Theater.






-- ,
--
.


,
:
, ,
.


,
, ,
.


, ,
,
, ,
.


, ,
, ,
.


,
,
,
,
.


.
, , .
-
--
.


Glueck



Ein leerer Autobus
stuerzt durch die ausgesternte Nacht.
Vielleicht singt sein Chauffeur
und ist gluecklich dabei.






.
,
, .


Saturn



In diesem grossen Haus
-- von den Ratten,
die um den Abfluss wissen,
bis zu den Tauben,
die nichts wissen --
wohne ich und ahne vieles.


Kam spaet nach Hause,
schloss mit dem Schluessel
die Wohnung auf
und merkte beim Schluesselsuchen,
dass ich einen Schluessel brauche,
um bei mir einkehren zu koennen.


Hatte wohl Hunger,
ass noch ein Huehnchen
mit meinen Haenden
und merkte beim Huehnchenessen,
dass ich ein kaltes und totes
Huehnchen ass.


Bueckte mich dann,
zog beide Schuhe aus
und merkte beim Schuhausziehen,
dass wir uns buecken muessen,
wenn wir die Schuhe
ausziehen wollen.


Waagerecht lag ich,
rauchte die Zigarette
und war im Dunkeln gewiss,
dass jemand die Hand aufhielt,
als ich meiner Zigarette
die Asche abklopfte.


Nachts kommt Saturn
und haelt seine Hand auf.
Mit meiner Asche
putzt seine Zaehne Saturn.
In seinen Rachen
werden wir steigen.






--
,
,
,
, --
.


,
,
, ,
,
.


,
,
,
,
.


,
,
, ,
,
.


,
,
- ,
.


.
.
.


Ja



Neue Standpunkte fassen Beschluesse
und bestehen auf Vorfahrt.
Regelwidrig geparkt, winzig,
vom Frost uebersprungen,
nistet die Anmut.
Ihr ist es Muehsal, Beruf,
die Symmetrie zu zerlaecheln:
Alles Schoene ist schief.
    Uns verbinden, troeste Dich,
    ansteckende Krankheiten.
    Ruhig atmen -- so --
    und die Flucht einschlaefern.
    Jeder Colt sagt entwederoder ...
    Zwischen Anna und Anna
    entscheide ich mich fuer Anna.
Uebermorgen ist schon gewesen.
Heute war wedernoch.
Was auf mich zukommt,
eingleisig,
liegt weiter zurueck als Austerlitz.
Zu spaet. Ich vergesse Zahlen,
bevor sie strammstehen.
    Grau ist die Messe.
    Denn zwischen Schwarz und Weiss,
    immer veraengstigt,
    graemen sich Zwischentoene.
    Mein grosses Ja
    bildet Saetze mit kleinem nein:
    Dieses Haus hat zwei Ausgaenge;
    ich benutze den dritten.
Im Negativ einer Witwe,
in meinem Ja liegt mein nein begraben.






.
, ,
,
.
, ,
:
.
    , ,
    .
    -- --
    .
    ...
    .
.
.
,
,
.
. ,
, .
    .
    .
    .
    ;
    .
.


Liebe



Das ist es:
Der bargeldlose Verkehr.
Die immer zu kurze Decke.
Der Wackelkontakt.


Hinter dem Horizont suchen.
Im Laub mit vier Schuhen rascheln
und in Gedanken Barfuesse reiben.
Herzen vermieten und mieten;
oder im Zimmer mit Dusche und Spiegel,
im Leihwagen, Kuehler zum Mond,
wo immer die Unschuld absteigt
und ihr Programm verbrennt,
fistelt das Wort
jedesmal anders und neu.


Heute, vor noch geschlossener Kasse,
knisterten Hand in Hand
der gedrueckte Greis und die zierliche Greisin.
Der Film versprach Liebe.






:
.
.
.


.
,
.
;
,
, , ,
,
,
-.


, ,
.
.


Vermont



Zum Beispiel Gruen. In sich zerstritten Gruen.
Gruen kriecht bergan, erobert seinen Markt;
so billig sind geweisste Haeuser hier zu haben.


Wer sich dies ausgedacht, dem faellt
zum Beispiel immer neues Gruen
in Raten ein, der wiederholt sich nie.


Geraete ruhen, gruenlich ueberwunden,
dabei war Rost ihr roetester Beschluss,
der eisern vorlag, nun als Schrott zu haben.


Wir schlugen Feuerschneisen, doch es wuchs
das neue Gruen viel schneller als
und gruener als zum Beispiel Rot.


Wenn dieses Gruen erbrochen wird.
Zum Beispiel Herbst: die Waelder legen
den Kopfschmuck an und wandern aus.


Ich war mal in Vermont, dort ist es gruen ...






, . ,
.
.


, ,
,
, .


,
, .


,
, , , .


- .
, :
.


, ...


Schreiben



In Wirklichkeit
war das Glas nur huefthoch gefuellt.
Vollschlank geneigt. Im Bodensatz liegt.
Silben stechen.
Neben dem Muellschlucker wohnen
und zwischen Gestank und Geruch ermitteln.
Dem Kuchen die Springform nehmen.
Buecher,
in ihren Gestellen,
koennen nicht umfallen.
Das, oft unterbrochen, sind meine Gedanken.
Wann wird die Milch komisch?
Im Krebsgang den Fortschritt messen.
Abwarten, bis das Metall ermuedet.
Die Bruecke langsam,
zum Mitschreiben,
einstuerzen lassen.
Vorher den Schrottwert errechnen.
Saetze verabschieden Saetze.
Wenn Politik
dem Wetter
zur Aussage wird:
Ein Hoch ueber Russland.
Zuhause
verreist sein; auf Reisen
zuhause bleiben.
Wir wechseln das Klima nicht.
Nur Einfalt
will etwas beleben,
fuer tot erklaeren.
Dumm sein, immer neu anfangen wollen.
Erinnere mich bitte, sobald ich Heuschnupfen
oder der Blumenkorso in Zoppot sage.
Rueckblickend aus dem Fenster schauen.
Reime auf Schnepfendreck.
Jeden Unsinn laut mitsprechen.
Urbin, ich hab's! -- Urbin, ich hab's!
Das Ungenaue genau treffen.
Die Taschen
sind voller alter Eintrittskarten.
Wo ist der Zuendschluessel?
Den Zuendschluessel streichen.
Mitleid mit Verben.
An den Radiergummi glauben.
Im Fundbuero einen Schirm beschwoeren.
Mit der Teigrolle den Augenblick walzen.
Und die Zusammenhaenge wieder auftrennen.
Weil .. . wegen ... als ... damit .. . um ...
Vergleiche und aehnliche Alleskleber.
Diese Geschichte muss aufhoeren.
Mit einem Doppelpunkt schliessen:
Ich komme wieder. Ich komme wieder.
Im Vakuum heiter bleiben.
Nur Eigenes stehlen.
Das Chaos
in verbesserter Ausfuehrung.
Nicht schmuecken -- schreiben:






.
. .
.
.
.
,
c ,
.
, , .
?
.
.
.
.
.
:
.
;
.
.
,
.
, .
, ,
.
, , .
.
.
, ! -- , !
.
.
?
.
.
.
.
.
.
... -... ... ... ...
.
.
:
. .
.
.
.
-- :







Freitag





Gruene Heringe,
in Zeitung gewickelt,
trug ich nach Hause.




Sonnig und frostig
war das Wetter.
Hausmeister streuten Sand.




Im Treppenhaus erst
begannen Heringe
die Zeitung zu durchnaessen.




So musste ich Zeitungspapier
von Heringen kratzen,
bevor ich Heringe ausnehmen konnte.




Schuppen sprangen
und lenkten mich ab,
weil Sonnenlicht in die Kueche fiel.




Waehrend ich Heringe ausnahm,
las ich in jener Tageszeitung,
die feucht und nicht neu war.




Sieben Heringe bargen Rogen,
voller Milch waren vier;
die Zeitung jedoch war an einem Dienstag erschienen.




Schlimm sah es in der Welt aus;
Kredite wurden verweigert.
Ich aber waelzte gruene Heringe in trockenem Mehl.




Als aber Heringe in der Pfanne erschraken,
wollte auch ich duester und freudlos
ueber die Pfanne hinwegsprechen.




Wer aber
mag gruenen heringen
vom Untergang predigen?











,
,
.




.
.




.




,
, .




,
.




,
,
.




,
;
.




, , :
.
.




,
.




?





Wandlung





Ploetzlich waren die Kirschen da,
obgleich ich vergessen hatte,
dass es Kirschen gibt,
und verkuenden liess: Noch nie gab es Kirschen --
waren sie da, pltzlich und teuer.




Pflaumen fielen und trafen mich.
Doch wer da denkt,
ich wandelte mich,
weil etwas fiel und mich traf,
wurde noch nie von fallenden Pflaumen getroffen.




Erst als man Nuesse in meine Schuhe schuettete
und ich laufen musste,
weil die Kinder die Kerne wollten,
schrie ich nach Kirschen, wollt ich von Pflaumen
getroffen werden -- und wandelte mich ein wenig.











,
,
o ,
: --
, .




.
,
,
- ,
.




,
,
,
,
, -- .





Kirschen





Wenn die Liebe auf Stelzen
ueber die Kieswege stochert
und in die Baeume reicht,
moechte auch ich gerne Kirschen
in Kirschen als Kirschen erkennen,
nicht mehr mit Armen zu kurz,
mit Leitern, denen es immer
an einer Sprosse mangelt,
von Fallobst leben, Kompott.




Sue und suesser, fast schwarz;
Amseln traeumen so rot --
wer kuet hier wen,
wenn die Liebe
auf Stelzen in Baeume reicht.











,
,
,
,
,
,
, .




, , ;
--
,
.





Die Ballade von der schwarzen Wolke





Im Sand,
den die Maurer gelassen hatten,
bruetete eine Henne.




Von links,
von dort kam auch immer die Eisenbahn,
zog auf eine schwarze Wolke.




Makellos war die Henne
und hatte fleissig vom Kalk gegessen,
den gleichfalls die Maurer gelassen hatten.




Die Wolke aber naehrte sich selber,
ging von sich aus
und blieb dennoch geballt.




Ernst und behutsam
ist das Verhaeltnis
zwischen der Henne und ihren Eiern.




Als die schwarze Wolke
ueber der makellosen Henne stand,
verhielt sie, wie Wolken verhalten.




Doch es verhielt auch die Henne,
wie Hennen verhalten,
wenn ueber ihnen Wolken verhalten.




Dieses Verhaeltnis aber
bemerkte ich,
der ich hinter dem Schuppen der Maurer stand.




Nein, fuhr kein Blitz
aus der Wolke
und reichte der Henne die Hand.




Kein Habicht nicht,
der aus der Wolke
in makellos Federn fiel.




Von links nach rechts,
wie es die Eisenbahn tat,
zog hin die Wolke, verkleinerte sich.




Und niemand wird jemals gewiss sein,
was jenen vier Eiern
unter der Henne, unter der Wolke,




im Sand der Maurer geschah.











,
,
.




,
,
.




,
.




,
,
- .




.




,
, .




,
,
.




,
- .




,
,
.




,
.




,
,
, .




,
, ,




, .





Lamento bei Regen





Trommeln stehen im Regen,
Eimer, wer hielt das Blech
dem Regen hin, dass die Trommel
bodenlos leerlaeuft, der Eimer
ueberlaeuft, aussagt;
niemals verweigert der Regen,
wenns regnet, den Blechtrommelvers:
    Du solltest dich nicht so erregen,
    es regnet nicht deinetwegen.
Aale regnet es strichweis
von einem Fluss in den aendern,
an beiden aalreichen Fluessen
stehen die Tafeln, verbieten
den Regen nicht, doch den Koeder;
und umgekehrt wie sich Regen
umgekehrt liest, heisst der Text:
    Sie sollten sich nicht so erregen,
    es regnet nicht ihretwegen.
Niederschlag heisst hier Regen,
Farbbaender, farblos gelockt,
aus Schreibmaschinen der Nachlass
zu frueh verstorbner Poeten,
die hundert hellblonden Hymnen,
dazwischen endlos Lamento;
getippt und kopiert ist der Text:
    Wir sollten uns nicht so erregen,
    es regnet nicht unseretwegen.
Haelt ihren Kopf in den Regen,
die Frau ohne Schirm steht im Regen
und schreit, weil aus bodenlos Eimern,
weil strichweis Aal ohne Koeder,
weil Farbbaender farblos, schreit sie,
bis schweinsledern Polizisten
kommen, schweinsledern verkuenden:
    Ihr sollt euch nicht so erregen,
    es regnet nicht euretwegen.
Nun regnet es auch im Kino,
der Regen auf Spulen laeuft ab,
der Film, der die Leinwand durchnaesste
mit Liebe, trennendem Flimmern,
er reisst nicht, sondern sie kuessen
sich fluesternd in Pelerinen
und fluestern auf Breitwand und fluestern:
    Geliebte, erregt dich der Regen,
    es regnet nur unseretwegen.





Lamento





,
,
,
,
, ;
,
, , :
    ,
    .
,
,
, ;
, ,
, :
    ,
    .
,
,
- ,
Lamento ;
, :
    ,
    .
,
, ,
, , ,
, ,
-
, - :
    ,
    .
,
,
, ,
, ,
,
:
    ,
    .





Inventar
der die Ballade von der zerbrochenen Vase







Wir wollen uns wieder vertragen,
das Bett zum Abschied zerschlagen;
du hast zwar die Vase zerbrochen,
doch ich hab zuerst dran gerochen --
so kommt unser Glueck in die Wochen.




Vom Fenstersims rollen die Augen,
ein Buch zerfaellt im Spagat;
von Seite zu Seite boeser
verlangen die Brillenglaeser
Andacht und suendige Leser.




Der Schrank springt auf und erbricht
die Huete, erwuergte Krawatten,
die Hemden, wechselnde Haut,
auch Hosen mit brauchbarem Schlitz;
ein Bein ist des anderen Witz.




Das Bild will zurueck in die Heide,
die Ansichtspostkarte nach Rom,
der Koks moechte schwarz sein nicht rot;
im Ofenrohr kruemmt sich der Tod,
weil ihm der Erstickungstod droht.




Wer Zaehne putzt, kann nicht beichten,
wer beichtet, riecht aus dem Mund
und haelt die Hand vor, spricht leise:
Das Streichholz war meine Idee,
auch nehme ich Zucker zum Tee.




Der Tisch, nun zur Ruhe gekommen,
vier Stuehle treten sich tot,
die Flasche schnappt nach dem Korken,
der Korken haelt dicht und haelt still;
ein Korken macht, was er will.




Der Montag kommt wie die Regel:
des Sonntags peinlicher Rest
in alte Zeitung gewickelt;
wir trugen das Paeckchen nach Hause,
ein jeder des anderen Pause.




Jetzt wollen wir alles verkaufen,
das Haus mit Inventar,
den Schall der suessen Nachtigall
aus gelben Tapeten befreien,
dem Schrank seinen Inhalt verzeihen.




Wir haben uns wieder vertragen,
das Bett zum Abschied zerschlagen;
du hast zwar die Vase zerbrochen,
doch ich hab zuerst dran gerochen --
so kam unser Glueck in die Wochen.












,
;
, , ,
--
.




,
;
.




,
, ,
,
;
-- .




,
-- .
, ;
,
.




, ,
, ,
, :
-- ,
, .




, ,
,
,
, ;
, .




:
;
,
.




,
,
- ,
.




, ,
;
, , ,
--
.





Ehe



Wir haben Kinder, das zaehlt bis zwei.
Meistens gehen wir in verschiedene Filme.
Vom Auseinanderleben sprechen die Freunde.
    Doch meine und Deine Interessen
    beruehren sich immer noch
    an immer den gleichen Stellen.
    Nicht nur die Frage nach den
      Manschettenknoepfen.
    Auch Dienstleistungen:
    Halt mal den Spiegel.
    Gluehbirnen auswechseln.
    Etwas abholen.
    Oder Gespraeche, bis alles besprochen ist.
Zwei Sender, die manchmal gleichzeitig
auf Empfang gestellt sind.
Soll ich abschalten?
    Erschoepfung luegt Harmonie.
    Was sind wir uns schuldig? Das.
    Ich mag das nicht: Deine Haare im Klo.
Aber nach elf Jahren noch Spass an der Sache.
Ein Fleisch sein bei schwankenden Preisen.
Wir denken sparsam in Kleingeld.
Im Dunkeln glaubst Du mir alles.
Aufribbeln und Neustricken.
Gedehnte Vorsicht.
Dankeschoensagen.
    Nimm Dich zusammen.
    Dein Rasen vor unserem Haus.
    Jetzt bist Du wieder ironisch.
    Lach doch darueber.
    Hau doch ab, wenn Du kannst.
    Unser Hass ist witterungsbestaendig.
Doch manchmal, zerstreut, sind wir zaertlich.
Die Zeugnisse der Kinder
muessen unterschrieben werden.
    Wir setzen uns von der Steuer ab.
    Erst uebermorgen ist Schluss.
    Du. Ja Du. Rauch nicht so viel.









, .
.
.
    .
    ,
    :
    - .
    .
    - .
    , .
,
.
?
    .
    ? .
    : .
.
.
.
.
.
.
.
    .
    .
    .
    .
    , .
    .
, , .
.
    .
    .
    . . . .





Ausgefragt





Nach grossem und nach kleingemuenztem Zorn -
beliebtes Beispiel, dem man Zucker gab --,
nach soviel Damals und dem Salto
auf einem Hochseil, das periodenlang
gespannt war -- Arbeit ohne Netz --,
will, will ich, will ich ganz und gar ...
    Wie sieht es aus? -- Es sah schon schlimmer aus.
    Du hattest Glueck? --- Es lag am Koeder.
    Und was hast du gemacht seitdem?
    In Buechern steht, wie es sich besser machte.
    Ich meine, was hast du getan?
    Ich war dagegen. Immer schon dagegen.
    Und wurdest schuldig? -- Nein. Ich tat ja nichts.
    Und hast erkannt, was sich erkennen liess?
    Ja. Ich erkannte Gummi mit der Faust.


    Und deine Hoffnung? -- Log die Wuesten
              gruen.
    Und deine Wut? -- Sie klirrt als Eis im Glas.
    Die Scham? -- Wir gruessen uns von fern.
    Dein grosser Plan? -- Zahlt sich zur Haelfte aus.
    Hast du vergessen? -- Neuerdings, mein Kopf.
    Und die Natur? -- Oft fahr ich dran vorbei.
    Die Menschen? -- Seh ich gern im Film.
    Sie sterben wieder. -- Ja. Ich las davon ...
Wer seift mich ab? Mir ist mein Ruecken
so fern wie -- Nein! --
ich will nicht mehr vergleichen
und widerkaeuen, Silben stechen
und warten, bis die Galle schreibt.
    Ist es jetzt besser? -- Es sieht besser aus.
    Soll ich noch fragen? -- Frag mich aus.











, --
, --
,
-- --
, , ...
    ? -- .
    ? -- .
    ?
    , .
    , ?
    . .
    ? -- . .
    , ?
    . .


    ? -- .
    ? -- .
    ? -- .
    ? --
    .
    ? -- -- .
    ? -- .
    ? -- .
    . -- . ...
?
-- ! --
,
, .
    ? -- .
    ? -- .





Tierschutz





Das Klavier in den Zoo.
Schnell, bringt das Zebra in die gute Stube.
Seid freundlich mit ihm,
es kommt aus Bechstein.
Noten frisst es
und unsere suessen Ohren.











.
, .
,
Bechstein'a (1).
.





Naechtliches Stadion





Langsam ging der Fussball am Himmel auf.
Nun sah man, dass die Tribuene besetzt war.
Einsam stand der Dichter im Tor,
doch der Schiedsrichter pfiff: Abseits.











- .
, .
,
: .





Prophetenkost





Als Heuschrecken unsere Stadt besetzten,
keine Milch mehr ins Haus kam, die Zeitung erstickte,
oeffnete man die Kerker, gab die Propheten frei.
Nun zogen sie durch die Strassen, 3800 Propheten.
Ungestraft durften sie reden, sich reichlich naehren
von jenem springenden, grauen Belag, den wir die
Plage nannten.
Wer haette es anders erwartet. -




Bald kam uns wieder die Milch, die Zeitung atmete auf,
Propheten fuellten die Kerker.











,
, ,
, .
, 3800 .
,
,
.
. --




, ,
.





Familiaer





In unserem Museum - wir besuchen es jeden Sonntag --
hat man eine neue Abteilung eroeffnet.
Unsere abgetriebenen Kinder, blasse, ernsthafte Embryos,
sitzen dort in schlichten Glaesern
und sorgen sich um die Zukunft ihrer Eltern.











-- --
.
, ,
.





Diana -- oder die Gegenstaende





Wenn sie mit rechter Hand
ueber die rechte Schulter in ihren Koecher greift,
stellt sie das linke Bein vor.




Als sie mich traf,
traf ihr Gegenstand meine Seele,
die ihr wie ein Gegenstand ist.




Zumeist sind es ruhende Gegenstaende,
an denen sich montags
mein Knie aufschlaegt.




Sie aber, mit ihrem Jagdschein,
laesst sich nur laufend
und zwischen Hunden fotografieren.




Wenn sie ja sagt und trifft,
trifft sie die Gegenstaende der Natur
aber auch ausgestopfte.




Immer lehnte ich ab,
von einer schattenlosen Idee
meinen schattenwerfenden Koerper verletzen zu lassen.




Doch du, Diana,
mit deinem Bogen
bist mir gegenstaendlich und haftbar.





--





,
.




,
,
, .




,
.




, ,
.




,
,
.




.




, ,
,
.





K, der Kaefer



K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken.
Sieht er den Himmel, die Langeweile
organisierter Wolken?
Sieht er die Zimmerdecke, den Spiegel,
der fleckige Laken zeigt, Tuecher,
auf denen der Schnee schmolz?




K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken,
zaehlt seine Beine, vorher tat er das nie,
wie ein Pilot, dessen Fallschirm nein sagt,
nun knapp bis zehn zaehlt
und die Gebote meint --
oder es faellt ihm ein Witz ein.




K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken,
dazu ein Pfennig, ein Blatt.
Doch den Pfennig findet die Mark
und das Blatt, beide Seiten -- der Wind lernt lesen.
Die Zigarette kommt in den Himmel,
zurueck bleibt der Kaefer.




K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken.
Vorher rollte er sein Geheimnis,
Schuhe fuerchtete er,
doch von der Dampfwalze war ihm bekannt,
dass sie oft stehen bleibt
und nach Luft ringt.




K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken,
liegt in seinem Gehaeuse, in einer Schuessel,
ruft zuerst sein Gefuehl,
dann jede Bewegung,
jenes Geraeusch vor der Stille
ruft er nach Hause, in sein Gehaeuse.




K, der Kaefer liegt auf dem Ruecken.
Lief Nurmi soeben vorbei, wollte die Zeit
ueberrunden? --
Frauen ergeben sich so, sind danach nur noch Anblick.
Kafka lag auf dem Ruecken,
und Kate Kruses beschaedigte Puppen,
wenn sie den Kindern entfallen, blicken uns nach.





,



, .
,
?
, ,
, ,
?




, ,
, ,
, ,
,
--
.




, ,
, .
, , -- .
,
.




, ,
,
,
,
.




, ,
, ,
,
,
, .




, .
(2) ,
? --
, .
,
(3) ,
, .





1. .
2. (1897-1973), , , .
3. (1910--1980), .